Präspektive

Unter Retrospektiven versteht man Treffen von Teams um aus der Vergangenheit zu lernen. Der Begriff "Retro", also Blick auf die Vergangenheit bezeichnet ja exakt diese Fokus.

Natürlich ist ein Ziel wie "Lernen aus der Vergangenheit" sinnvoll. Auch die Präspektive beinhaltet diese Möglichkeit. Mit dem Potenzialfokus lässt sich jedoch die Wirksamkeit des Lernens von Teams noch deutlich erhöhen und sowohl theoretisch als auch praktisch begründen, warum der Fokus "Prä" wirksamer ist als der Fokus "Retro".

Folgende Gründe sind hier anzuführen:

• Die Zukunft - und auch die nahe Zukunft - ist auch für Teams immer wieder etwas anders, als es bisher war. Wenn Lernprozesse nur oder vorwiegend aus der Vergangenheit abgeleitet werden so werden die veränderten Bedingungen der Zukunft nicht berücksichtigt.
• Daten über die Vergangenheit sammeln und analysieren birgt die Gefahr des Blamings, der gegenseitigen Schulzuschreibung für Probleme, Fehler und Versagen.
• Die Analyse der Zukunft umschifft diese Probleme, indem durch den Blick auf das "besser Gelingen in der Zukunft" die Lernprozesse initiiert werden.
• Die Präspektive führt rascher zu den Maßnahmen, da unmittelbar an der Zukunft gearbeitet wird.
• Die Ermöglichung neuer Muster der Zusammenarbeit in Teams wird wahrscheinlicher: während bei der Retrospektive - durch den Blick auf die Vergangenheit - für Veränderungen Verhaltensmuster unterbrochen werden müssen, werden durch den Fokus auf die Zukunft neue Verhaltensmuster leichter findbar.
• Will man Veränderungen rascher nutzen bzw. in Gang setzen, so braucht es eine neue Veränderungs- und Lernlogik - die potenzialfokussierte Veränderungslogik

Präspektiven bauen auf die Prinzipien des Potenzialfokus und die neue Veränderungslogik auf (siehe hier auf dieser Homepage) und werden mit Hilfe des Lueger-Boards (in der Großboard-Variante) moderiert. Sie laufen nach folgendem Schema ab

1. Startphase: Aktivieren der Teilnehmer durch passende Kurzübungen, Herstellen von Konsens über den Sinn des Meetings
2. Finden und Erfinden der gelingenden Zukunft der Zusammenarbeit durch das Erarbeiten konkreter Zukünfte inklusive der notwendigen Rahmenbedingungen und vor allem Wechselwirkungen. Hier werden vor allem Tools wie "Future-Jump", Feedforward, Präflexion... eingesetzt.
3. Nutzen von Erfahrungen des Gelingens und von bisherigen Problemen als Wegweiser für eine gelingende Zukunft
4. Beschluß der Maßnahmen und Sicherung der Identifikation durch den "dynamischen Konsensregler"
5. Abschluß und Festlegung des Umgangs mit möglichen zukünftigen Abweichungen (wobei die Präspektiven kurzzyklisch stattfinden sollten)